Juliane Barth
Lüneburger Heide

Ich bin seit ca. 20 Jahren im Pferdesport zuhause, vor allem in der Vielseitigkeit, und habe die ein oder andere Geschichte erlebt. Das bringt mich auch dazu, Euch jetzt in meine Welt der Pferde mitzunehmen. Mein Geld verdiene ich als selbstständiger Creative Producer in der Werbefilmbranche und in der Social Media Welt.

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Die Entschädigung für den ersten Tag

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10. April 2017

Bad Segeberg 08.-09.04.2017 / TAG 2

Wer Tag 1 noch nicht gelesen hat, kommt HIER zum Bericht!

Was für eine absolut richtige Entscheidung, zum Geländetag loszufahren! Ich hatte abends doch überlegt, ob ich mir den zweiten Tag gebe, nachdem ich mit beiden Pferden wirklich ganz weit weg lag.. aber ich entschied, dass die beiden Pferde die Geländerunden brauchten. Für Alani war es wichtig, eine Vorbereitung für Luhmühlen in 3 Wochen (CIC*) zu erreiten und seinen Konditions- und Motivationszustand zu checken. Denn da war ich mir bis gestern unsicher, wie er davor ist. Und für Teddy ist es insgesamt wichtig, dass er Geländeprüfungen läuft. Der muss einfach los los los, denn auch mit ihm hab ich den Traum noch nicht aufgegeben, mal eine VL zu reiten 😉

Der Tag begann mal wieder ultrafrüh.. 06:00 – genau meine Zeit o.O Dann zum Stall, die Sachen hatte ich gestern schon umgepackt, nur schnell Ted einpacken und los ging die Reise. In Segeberg angekommen, musste ich ja zuerst den Kurs noch abgehen, denn nach 4 Prüfungen und der Fahrerei gestern war ich echt nicht mehr imstande, die Strecke zu laufen.. In Bad Segeberg ist es auch eine Besonderheit mit dem Gelände, denn man muss unten parken beim Friedhof und dann bis zum Gelände schon einen Fußmarsch von ca. 1,5km bergauf durch den Wald hinlegen. Und dann bist du noch nicht mal am Start 😉 Gesagt, getan, Mama und ich machten uns flotten Schrittes auf den Weg und durch den Kurs. Ich war ehrlich gesagt überrascht vom Gelände. Ich kenne Segeberg nun seit vielen Jahren und empfand die Frühjahrsmeisterschaft immer als schöne Einlaufprüfung. Dieses Jahr fand ich es doch ganz schön anspruchsvoll. Nicht zu schwer, das will ich nicht sagen, aber viel zu springen und ein paar ordentliche Abfragen. Aber fair. Das zweite Wasser zum Beispiel war super nett mit dem Sprung relativ weit davor und auch der zweite Trakehner war einladend. Die beiden schrägen Hecken waren etwas knifflig, weil man sich zwischen zwei Wegen entscheiden konnte – außenrum mit Bogen oder geradeaus. Das Problem bei geradeaus war nur, dass die Distanz mit 12m so garnicht passen wollte.. 2 riesengroß oder 3 sehr dicht, was ne klassische Zwischendistanz bedeutet.

Naja, viel zu überlegen war nicht, denn nach dem Abgehen ging es direkt wieder nach unten zum Fertigmachen. Alles dran, alles da, nichts vergessen. Das muss ich überhaupt mal erwähnen! Ich hab an diesem Wochenende mal NICHTS vergessen!! Und das bei 4 verschiedenen Abschnitten, umpacken, Pferdetausch und und und. Das ist doch mal was :))) Zurück zu Ted: Der war recht aufgeregt am Hänger, die innerliche Anspannung war ihm deutlich anzusehen. Meine Bügel wurden 2 Löcher kürzer fürs Gelände und ich muss sagen: Endlich hab ich die perfekte Gelände-Bügellänge gefunden. Sieht zwar aus wie ein Jockey, aber damit liegen meine Beine endlich mal bombenfest! Ich konnte unten noch ein bisschen Schritt reiten, bevor es auf die “Wegestrecke” ging. Sie machen den Weg nach oben immer als Wegestrecke, damit sich oben nicht zu viele Pferde sammeln. Das finde ich super, weil dann hat man direkt eine zeitliche Einteilung fürs Abreiten – unten Schritt, dann im Trab/Schritt nach oben und oben hat man dann noch ca. 20-25min Zeit, in Ruhe zu galoppieren, zu lösen und zu springen. Das passt immer ganz gut. Teddy war beim Abreiten fürchterlich.. total wackelig im Galopp, sprang permanent hinten um, zeigte sich nicht besonders motiviert und beim Springen hatte ich so ein bisschen Mühe mit den Distanzen. Ich hatte ja noch an dem gestrigen Springen zu knabbern, wo Teddy und ich uns einfach nicht einig werden konnten und daher 12 Strafpunkte einstecken mussten. Das alles machte mich etwas unsicher vorm Start.

Dann gings los. 5,4,3,2,1 Go – Teddy klappte die Ohren für einen Moment zurück und zischte los.. Alter, da war ich vielleicht überrascht. Der Kleine hatte seinen Knopf gefunden! Über die ersten 3 Hindernisse flogen wir nur so hinweg. Bei 4 war er kurz unentschlossen, denn A. buntes Haus.. ih! B. schräge Linie.. wo soll ich denn nun hin? C. Dahinter hängt ein Band.. kann ich da überhaupt unbeschadet rüberspringen? – Ich hatte also etwas zu tun und dann gings aber in einem großen Satz drüber. Bergab kam er ganz schön ins Rollen, ich hatte Mühe, ihn nach dem Tor wieder auf die Füße zu kriegen. Dann die Rolle und die Bank mit Bürste (5/6) waren super im Fluss und mit wenig Aufwand. Ich galoppierte danach geradeaus weiter, sah das Trassenband und kurz davor rief die Fotografin, die da saß: DAAAAAA und zeigte nach links! Ups, das wär beinah schief gegangen, da hätte ich mich ja schön hinten ins Band eingefädelt, weil ich nicht mehr zu 7 gekommen wäre. Vielen Dank an dieser Stelle an die liebe Carina!! Dann zu 7. Er guckte schon ein bisschen (ich glaube, er kennt den Graben dahinter mittlerweile auch), kam aber super drüber und nahm auch den Trakehner ohne Probleme. Dann schnell einsammeln.. brrrrr, es geht bergauf zum Wasser – überhaupt nicht geguckt und kein Problem, ins Wasser.. und auch hinten den Aussprung meisterte er mit Links. Ab da war mir dann klar, ich muss nur weiter mitreiten, dann springt er alles, was ich anreite. Diese Tage sind einfach der absolute Wahnsinn und da macht es soooo einen irren Spaß, mit dem Verrückten Busch zu reiten. Nach dem Wasser kam 11ab, ein Rick mit einem Aufsprung danach und 12, ein Baumstamm in gerader Linie. Und dann ging es zu 13ab, den schrägen Hecken. Ich nahm Teddy schon vorher zurück, auf Parcourstempo, um die 3 Galoppsprünge zu reiten. Der Plan ging auf und der kleine dritte Galoppsprung kam. Danach Fahrt aufnehmen und die Galoppstrecke nutzen.. Teddy flitze nur so dahin <3 Zu 14, einem überbauten Graben nahm ich ihn dann wieder auf, er guckte kurz, ich ließ aber nichts anbrennen und weiter gings. Durch den Knick (brrrrr) und in einer Spitzkehre zu 15, dem Sprung vorm Wasser. Mit einem riesen Satz flog er darüber, ins Wasser, über 16, ein kleines Dach am Ausritt, und wieder Speed zum letzten. Vorm letzten hatte ich ein bisschen Muffe, weil das auch der letzte von der L war, ein schmaler, aber tiefer Tisch mit Futtersäcken undsowas dekoriert.. puh, da muss der kleine Ted aber nochmal seine Kräfte mobilisieren, so am Ende der Strecke. Was macht Ted? Ich komme mit großer Distanz hin und denke.. jetzt nochmal zurücknehmen? Keine gute Idee, hat gestern im Parcours auch nicht funktioniert… der ist im großen Galopp.. also – nur Mut! Und Teddy sprang mit einem mega Satz da rüber! Ich war soooo happy im Ziel!! Der ist die ganze Strecke gerade nach vorne gezogen, schwamm nicht rum, drängelte nicht irgendwo anders hin. War entschlossen, aber dabei zu händeln und vor allem hat er super gut zugehört. Einfach ein Traum!! Und das Krasseste: Ich war mit ihm als eine der wenigen innerhalb der Bestzeit 🙂

Wer die Strecke nochmal mitreiten will, hier das erste Helmkamera-Video von Ted!

Nachdem wir den Fuchs dann zu Tode gelobt haben, alles abgemacht, eingepackt undsoweiter hatten, fuhren wir relativ schnell los, um die Pferde zu tauschen. Auch das L musste ich noch abgehen und dafür wollte ich ein bisschen mehr Zeit haben und nicht ganz so hetzen. Insgesamt klappte das Timing aber ganz gut und wir waren gegen 12:15 mit Alani wieder auf dem Parkplatz in Segeberg. Alani mampfte brav sein Heu, stand sehr entspannt aufm Hänger und wir machten uns ein drittes Mal hoch zum Geländeplatz.. (meine arme Mama)

Die L begann mit ein paar einladenden Sprüngen, mit ein bisschen Konzentrationsabfrage. Schwer fand ich beim Abgehen die 6/7/8, weil es sehr viel Zusammenspiel/Konzentration und ein gut gerittenes Pferd erfordert – 3 schmale Sprünge im Halbkreis, mit Ecke und trotzdem der Eingangssprung recht viel zu springen. Schnell aufeinander folgend kamen auch die Komplexe Coffin (10abc), erstes Wasser (11/12), Sunken Road (13ab/14ab), schräg versetzte Rollen (15/16) und das Bullfinsh (17). Das waren alles Sachen, wo ich beim Abgehen wusste, dass ich sicher einige Hilfestellung geben muss und da hab ich wenig Zeit zu atmen zwischendurch 😉 Und das zweite Wasser war auf jeden Fall der Klasse entsprechend mit einer Kombination als Einsprung und noch einem schmalen Element als Aussprung. Insgesamt nach dem Angucken fair und machbar, aber auch anspruchsvoll und nichts, wo ich jetzt sagen würde: Das ist ne leichte L, kann man so mitnehmen.

Alani war auch beim Fertigmachen und Schritt reiten total entspannt und easy.. er ist mittlerweile sehr abgeklärt, weiß genau, was passiert. Trotzdem hab ich über das Wochenende gesehen, wieviel er an Gewicht verloren hat, das setzt ihm insgesamt schon zu und ich bin froh, dass die Koppelzeit schon begonnen hat und das Gras sicher in den nächsten Tagen seine Wirkung zeigt. Beim Schritt reiten war auch noch volle Zufriedenheit, der Weg nach oben wurde dann aufregender. Beim Traben merkte ich, wie viel Aufregung oder Anspannung da drin steckte und er trabte wie ein junger Gott. Das Abreiten war ok, ich machte anfangs ein paar Sprünge mehr über den kleinen Baumstamm, weil er immer sehr lange braucht, um warm zu werden. Nach links musste ich eine zeitlang lösen, weil er da wieder fest war und ich wollte nicht riskieren, dass ich in der Strecke eine Linksbiegung nicht kriege, weil Alani gegen den linken Schenkel drückt. Das ging aber alles ganz gut und dann kam auch mein Aufruf: Die 153 bitte zum Start!

Auf dem Weg nach unten merkte ich Alanis Anspannung, der konnte schon keinen Schritt mehr gehen, zappelte rum und trabte auf der Stelle. Unten hatte ich 1min. Beim Runterzählen dachte ich, der explodiert gleich. Und dann schoss er los. Eine Maschine.. meine Güte. Der kennt den Job einfach zu gut. 1,2 war kein Problem. Vor 3 drängelte er total zum Abreiteplatz und ich merkte, dass er garnicht auf den Sprung guckte, deswegen musste ich mit Stimme und Bein etwas nachhelfen (nicht beim Sprung, sondern aufm Weg dahin). Zu 4 wurde es weit und das ist bei schmalen Sprüngen ja immer risikoreich. Trotzdem nahm ich die Distanz, weil Alani wach werden musste. Auf dem Weg zu 5 drängelte er weiter zum Abreiteplatz und war nicht gerade auf der Linie. Kurze Schenkeleinwirkung, und er war besser da. Zu 5 schwankte er kurz hin und her, ich nahm die etwas größere Distanz und damit merkte ich, so langsam wusste er, dass ich das ernst meine. Auf dem Weg nach unten schwamm er wieder hin und her.. anstrengend.. vor allem kam er voll ins Rollen und ich hatte kaum noch Chance, einzugreifen. Vor 6 musste ich ihn aber unbedingt auf die Füße holen – sowohl von der Geschwindigkeit, als auch wegen der Wendungen. Das gelang mir gottseidank und trotzdem wurde es zu 6 etwas weit und wir kamen mit einem riesen Satz da rüber, zur Ecke hatte ich also meine Not, den Großen zwischen den Beinen zu behalten und auf das schmale Element zu bugsieren. Das ging auch gut, dann flitzte er über den Knick und Richtung Haus, was ich gerade noch so traf. Der war echt Feuer und Flamme – und so schön ich das finde, bin ich auch ein Fan von Kontrolle und gutem Reiten. Daher ließ ich ihn auf der langen Galoppstrecke zwischen Haus und Tisch (8/9) rennen und seine erste Energie loswerden. Zum Tisch kam ich dann endlich ein bisschen zum Reiten, die Wendung über den Knick war besser und ich merkte, dass er besser zuhörte. Zum Coffin ließ ich die Zügel etwas länger werden, Oberkörper hinten.. Alani guckte kurz und ging dann beherzt und ohne zu zucken über alle 3 Sprünge. Danach brrrrr kam die Wendung zum Wasser. Da hatte ich kaum eine Chance, blieb am Weiterreiten, da der Sprung direkt an der Kante auf dem ersten Hügel stand. Er kam normal hin und ich versuchte, nur hinten zu bleiben, da die Landung um einiges tiefer war als der Absprung, von daher hatten wir eine längere Flugphase! Wasser war super, das Haus raus auch. Dann wieder atmen, sortieren und galoppieren. Vor 13 konnte ich ihn dann etwas aufnehmen, sodass die Sunken Road mit dem Trapez dahinter sich anfühlte wie eine Gymnastikreihe. Sowas macht er immer total super. Schnell wenden zu den Rollen. Brrr.. Er kam zwar zurück, aber nicht ganz so viel wie ich wollte. Trotzdem ging mein Plan auf, mit 4 Galoppsprüngen und einer kleinen Wendung nach links zur zweiten Rolle. Zum Bullfinsh war es dann nicht weit, ich ließ ihn gucken.. er duckt sich bei sowas immer, er machte noch einen kleinen dazu, war aber alles im grünen Bereich. Dann wieder eine schöne Galoppstrecke, da ließ ich ihn gehen. Ein geiles Gefühl!! Mit gefühltem 6m-Galopp streckte er sich und zischte nach vorne. Das ist die pure Freude und die Essenz dieses Sports! Zu 18 nahm ich auf, weil der Oxer im Schatten stand, war aber problemlos und dann kam die Kombi zum Wasser. Ich fand es zwar schwer, wusste aber, dass er sowas schon gesprungen ist (in der 1* in Strzegom letztes Jahr), also etwas dran, er kam ein bisschen dicht, 2 Galoppsprünge und dann gings mit einem großen Satz ins Wasser. Zum schmalen Element hinten merkte ich, dass es weit wurde, aber Alani reagierte sofort und dadurch ein guter Sprung. Nun nur noch der letzte – kurz aufgenommen, um auf Sicher zu gehen, rüber und ZIEL!

Das Helmkamera-Video von Alani wird heute gegen 19:00 online gehen (schaut dazu einfach auf meinen YouTube Kanal oder ich verlinke es auf Facebook).

Nur 3,6 Zeitstrafpunkte musste ich in Kauf nehmen, aber damit war ich mehr als zufrieden – glücklich!! Da wir so flott abgehen mussten, hatte ich bei beiden Strecken keine Minutenpunkte gemacht und daher auch garkeine Uhr mitgenommen.. ich finde insgesamt, dass ich scheinbar ein ganz gutes Zeitgefühl entwickelt habe, denn mit Teddy war ich 1 sek unter Bestzeit, mit Alani knapp drüber und das ist ohne Uhr doch ganz passabel :))

Eine Platzierung gabs durch die guten Geländeritte trotzdem nicht, aber ich fuhr mit einem Grinsen im Gesicht nach Hause und war soooooo froh, mit beiden Pferden losgefahren zu sein. Wegen solcher Tage liebe ich meinen Sport und würde ihn für nichts eintauschen wollen. Man kommt mit einem solchen Glücksgefühl ins Ziel, das lässt sich schwer beschreiben.

Wer bis hierher gekommen ist: CHAPEAU! Ich hab mal wieder kein Ende finden können.. so ähnlich wird wohl auch das “Follow Me Around”-Video vom Wochenende.. ewig lang. Ich hab so viel aufgenommen.. PUH – wer soll das alles schneiden?? 😀 Aber wie ich gehört habe, mögen die Zuschauer lange Videos.. Ich hoffe, Euch hat der Bericht der beiden Tage gefallen und bis zum nächsten Mal!

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