Ein Geländelehrgang im Januar
Gelände-Lehrgang bei Julia Mestern, 27.-28.01.2018
Die letzten beiden Tage konnte ich endlich wieder Gelände-Luft schnuppern. In Rohlsdorfer Beek. Aber dass ich im Januar Outdoor Gelände reiten kann, das gab es auch noch nie! Denn die warmen Temperaturen (bis 10 Grad) und die trockenen Witterungsverhältnisse ließen es zu, dass Julia die mobilen Hindernisse nicht in die Halle schleppte, sondern draußen auf dem großen Sandplatz aufgebaut hat. Mega cool. Denn es war mehr Platz und dadurch auch für Nessi etwas einfacher.
Am Samstag hatte ich die doppelte Mannschaft dabei. Denn Ann-Christin wollte mal wieder bisschen gucken – und sie filmt dann meistens auch – und ganz überraschend kam auch Tatjana, um ein bisschen zu fotografieren (von ihr sind die ganzen Fotos hier im Beitrag). Dadurch hatte ich den totalen Luxus mit Foto & Film! Außerdem war meine Mum etwas entlastet, weil sie mit unserem kleinen Neuzugang Cara (das Hundekind auf dem Bild) beschäftigt genug war.
Zurück zum Lehrgang. Wir begannen mit einem kleinen schmalen Baumstamm am Boden, um die Pferde erstmal ein bisschen zu lösen. “Mach dich nicht so steif im Arm” und “lass vorne mehr los” waren die ersten Sätze von Julia zu mir. Ich drücke die Hand am Sprung eher etwas runter und werde dadurch steif. Dadurch macht Nessi nach dem Sprung gerne diesen Ruck nach vorne, den ich mit dem Oberkörper mitmache. Julia erklärte das super gut, sodass sich schnell eine Besserung einstellte. Allerdings hatte ich auch anderweitig alle Hände voll zu tun, weil Nessi bei den ersten 8 Sprüngen danach wild losbockte. Und nicht nur so ein bisschen, sondern richtig mit dem Kopf zwischen den Beinen 😀
Um sie mehr zu fordern (und das Bocken möglichst bald zu unterbinden) sollte ich nach jedem Sprung eine Volte reiten. Das half. Nessi braucht ja immer eine neue Aufgabe, um sich zu konzentrieren. Einfache Baummstämme undso reichen da nicht 😉
Falls Euch übrigens mein tolles Outfit auch so gut gefällt: Das Pad ist ein Polypad von Horse&Rider – die gibt es in tausend verschiedenen Ausführungen und ich finde sie perfekt fürs Gelände, weil sie schön dick und kurz sind. Außerdem seht ihr auf dem Bild meine neuen Geländegamaschen von Dalmar. Auch die hab ich von Horse&Rider. Sind vorne und hinten mit Carbon geschützt, müssen aber gut sitzen, weil die Form schon sehr gefestigt ist und es sonst scheuern kann. Bei Nessi haben sie nicht gescheuert, trotz dem ganzen Sand.
Dann meinte Julia, ob ich nicht mal ohne Sporen reiten will. Dann kann ich mit dem Bein viel mehr dran und auch dranbleiben, ohne Nessi ständig mit dem Sporen zu kitzeln. Und sie muss die Rippen mehr benutzen. Ich hab erst gedacht, dass ich sie bestimmt nicht mehr richtig vorwärts kriege, aber es war echt eine Erleuchtung.
Bleib mit den Beinen immer am Pferd.
Vorm Sprung, überm Sprung, nach dem Sprung.
Bremse sie am Bein.
Am Bein bremsen? Was? Ja, das geht. Am Anfang hab ich es auch nicht geglaubt. Aber ich wurde mit dem Bein “mutiger” als die Sporen ab waren. Ich konnte viel mehr dranbleiben, sie schließen, sie quasi wie “massieren”, damit sie sich in der Rippe biegt und da reagiert. Schon wurde das Bocken weniger und eben auch das Losschieben. Mehr Bein, Knie auf, nur die Wade – und dadurch wurde mein Sitz auch tiefer und selbstverständlicher. Das wiederum hatte den tollen Effekt, dass ich mit der Hand viel mehr vorgeben konnte und Nessi immer zufriedener wurde.
Das war jetzt sehr viel Theorie. Ihr werdet den Praxis-Teil ja noch im zugehörigen Video erfahren. Von den Sprüngen war alles scheinbar garkein Problem für Nessi. Sie guckte zwar, aber ohne jede Angst oder Zweifel – sie hatte einfach so viel Spaß. Und das an beiden Tagen. Am ersten Tag ging eine längere Runde auch ins Wasser, über den Schweinerücken als Aussprung, dann einen offenen Graben, der sehr bunt geschmückt war (den, bei dem ich letztes Jahr von Ted runtergeflogen war), dann noch ein schmales Trapez in direkter Linie und am Ende sogar die beiden goldenen Schatztruhen bergab aus der Wendung. Alles war kein Problem, Nessi ließ sich super führen, treiben und sie schaltete super schnell und machte alles. Ich war mega begeistert!!
Der zweite Tag fing gleich mit ein paar Linien an. Nessi buckelte wenigstens nicht mehr, aber von Muskelkater war auch nix zu spüren. Sie war wieder sehr motiviert. Trotz Nessis Überflieger-Sprüngen kriegte ich jede Linie gut und das lag vor allem an meinem Bein. Ich konnte viel schneller einwirken, war nah am Pferd und Nessi hörte auch gut zu. Dann kamen die ersten schrägen Linien, bergab, Schweinerücken-Hecke und auch das war einfach zu reiten. Normalerweise drückt sie ja gerade bergab gern aufs Gebiss und rennt weiter. Meistens ist die Anzahl der Galoppsprünge dann ein echtes Problem. Diesmal nicht, obwohl es eher knapp vier Galoppsprünge waren, kriegte ich die entspannt rein. Daraufhin probierten wir die höhere Hecke erst einzeln – garkein Problem. Und dann aus einer Linie die beiden hohen Hecken versetzt in einer Linie. Das war eine ziemlich schwere Aufgabe. Zum einen waren die Hecken schon bisschen was zu springen und Nessi wischt ja noch nicht. Zum anderen war die Distanz bergab aus der gebogenen Linie – das musste man erstmal ordentlich treffen. Aber ich erwischte das ganz gut und die drei Galoppsprünge dazwischen (beim ersten Mal mit einer minimalen Unsicherheit in der Mitte) klappten auch und Stuti flog wieder los. Gerade bei der Aufgabe muss ich sagen: Nur Fliegen ist schöner!! Das war so ein Wahnsinns-Gefühl.
Sowas hatte sie auch noch nicht gemacht. Ich hatte mich bisher an technische Aufgaben noch nicht wirklich rangewagt. Aber vielleicht sind wir jetzt soweit. Tatsächlich bin ich überrascht, wie toll, wie entspannt, wie motiviert, wie RITTIG sie geworden ist. Natürlich ist das von einer Rittigkeit wie der von Alani immer noch weit entfernt, aber die Fortschritte sind enorm.
Und vor allem bin ich meinem Geschiebe wieder etwas Herr geworden. Es ist total komisch: Ich mache das nur bei Nessi im Gelände. Nicht im Springen und nicht bei anderen Pferden… dass ich vorm Sprung mit dem Sitz so hinschiebe und damit viel zu viel Druck mache. Julia sagte immer
lieber leicht im Sitz, aber mit dem Bein dranbleiben
Und damit meinte sie nicht, dass man überall im leichten Sitz ranscheppern soll, sondern nur nicht so schwer einsitzen und mit dem Oberkörper einwirken, sondern eben mehr am Bein. Und das hat total viel gebracht. Damit war Nessi – wie oben beschrieben – viel zufriedener und es gab nicht mehr diese Monster Sätze aus viel zu großen Distanzen.
Es wird!! Nach so einem Wochenende bin ich doch der VS-Karriere dieses Pferdes gegenüber positiv gestimmt. Jetzt müssen wir es nur noch hinkriegen, dass ich eine A-Dressur reiten kann 😀