Juliane Barth
Lüneburger Heide

Ich bin seit ca. 20 Jahren im Pferdesport zuhause, vor allem in der Vielseitigkeit, und habe die ein oder andere Geschichte erlebt. Das bringt mich auch dazu, Euch jetzt in meine Welt der Pferde mitzunehmen. Mein Geld verdiene ich als selbstständiger Creative Producer in der Werbefilmbranche und in der Social Media Welt.

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Turnier

Party im Flutlicht

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26. September 2017

Segeberg, 22.-23.09.2017 / 2 x Zeit L Springen

Da war es also soweit. Das Mannschafts L auf dem Landesturnier in Bad Segeberg stand an. Im Vorfeld war eigentlich Alani für die Prüfungen geplant, aber durch seinen Ausfall mit dem Virusinfekt entschied ich mich, ihm doch lieber noch ein bisschen Zeit zu geben. Beim Springtraining am letzten Dienstag vorm Turnier stellte sich einfach raus, dass er nicht nicht 100% fit war. Ich war allerdings in der glücklichen Situation, dass ich noch ein tolles Springpferd im Stall habe, dass “einspringen” konnte. Die kleine Nessi.

Unsere Mannschaftsführerin (Mannschaft Kreisreiterbund Segeberg-Neumünster) hatte nichts dagegen und so erklärten wir am Donnerstag abend Startbereitschaft und warteten gespannt auf die Listen. Von vielen, die eigentlich reiten sollten, waren mittlerweile nur noch 6 Reiter übrig, von denen die besten 4 am Samstag dann im Flutlicht reiten sollten. Also schon am Freitag etwas Druck – ich wollte ja schon gerne für die Mannschaft antreten 😉

Es ging ziemlich früh los. 08:00 war der Start angesetzt, Startfolge T, da war klar, dass ich nicht würde ausschlafen können… Die Startliste kam Donnerstag abend auch noch und ich war 14. Starter! Das hieß: 07:00 aufm Gelände, 06:20 losfahren, 06:00 im Stall, 05:30 aufstehen. OMG – warum macht man das nochmal?

Im Dunkeln ging es los, Nessi war auch ziemlich verdutzt. Als wir ankamen, lag der ganze Parcours noch im Nebel. Mama fing schonmal mit Stollen drehen an und ich machte mich auf den Weg, den Kurs anzugucken. Joa, nicht schlecht, was sie da aufgebaut hatten. Von den Linien konnte ich nicht wirklich abkürzen, die Oxer waren ziemlich hoch/weit (da war ich froh um meine Erfahrung in Wedel letztes Wochenende) und dann kam auch noch der letzte Sprung, ein total breiter Wassergraben. Würde sie da überhaupt rüberspringen? Keine Ahnung, noch nie versucht 😀

Ich war also schon etwas aufgeregt. Beinah hätte ich die Zügel über Kreuz ins Vorderzeug geschnallt.. aber Mama passt ja auf. Also gings erstmal zum Abreiteplatz. Der schöne große Sandplatz in Segeberg ist ja ein Traum zum Abreiten. Auf dem Pferd ging es dann auch mit der Aufregung. Nessi war gut drauf, sie sprang super, war nicht so doll wie in Wedel und ließ sich gut regulieren. Trotz (oder gerade deswegen??) der Galopparbeit mit vor/zurück hatte ich einen guten Galopp entwickelt, aus dem die Distanzen sich sehr gut ergaben.

Dann gings in den Parcours. Ganz entspannt. Ich wollte keine wilde Runde reiten, sondern am liebsten nur Null, damit ich meine Chance auf Samstag erhöhe. Zu 1 kam ich sehr gut hin, zu 2 kriegte sie ihren Galopp nicht so schnell sortiert, aber davon darf man sich dann nicht beeindrucken lassen. Die Distanz passte dann trotzdem ganz gut und dadurch, dass sie nicht drückte, konnte ich sogar ganz normale 5 Galoppsprünge zu 3 reiten. Dann die Wendung (die kurze da konnte ich noch nicht nehmen) zu 4 mit Schwung und einer etwas großen Distanz (aber fliegen kann sie ja). Zu 5ab hatte ich nicht abgemessen, musste dann einmal etwas ans Gebiss, aber sie sah schon, wohin es gehen sollte und hatte den Tunnelblick, sodass ich nicht mehr 100%ig durchkam. Das war auch der Grund, weshalb dann an 5a die Stange fiel. Ein ganz ganz leichter Fehler, aber eben trotzdem ein Fehler. Dann entschied ich mich trotzdem für den kurzen Weg zu 6 (einem schmalen Sprung), sie zögerte minimal im Absprung, aber trotzdem kein Problem. Zu 7 kam ich dann wieder etwas groß, aber entschied mich für die Vorwärtsdistanz. Ist bei ihr eigentlich immer die bessere Wahl. Und dann Wendung zu 8 (nicht vergessen, rechts rum 270 Grad) hab ich nicht zu eng genommen, aber auch zum Weiterreiten. Und dann kam nur noch 9 und 10. Die 9 kam gut, sodass ich danach etwas brrr machen musste, um die 6 Galoppsprünge zu dem Wasser hinzukriegen. Sodass sie gucken kann, aber noch genug Platz hat zum Springen. Und siehe da, sie guckte zwar kurz, nach dem Motto: Echt? Dein Ernst? Aber sprang trotzdem brav rüber!

Mit ner 65er Zeit war ich eher eine von den langsamen Kandidaten und dann noch der eine Fehler setze mich doch weit zurück. Aber ich war trotzdem toootal zufrieden mit der Runde. So langsam merke ich einfach, wie die Runden im Parcours uns immer mehr Sicherheit geben und wir zusammenwachsen. Das war bis dahin meine für mich beste Runde, an der ich nicht viel auszusetzen hatte (ich kritisches Ding.. ).

Ich rechnete im Umkehrschluss aber eigentlich nicht damit, dass ich mit dem Fehler am Samstag reiten dürfte.. 2 Nuller hatten wir schon mit Maite und Hauke (beide auch schnell), sodass ich in der Hälfte der Starter auf Platz 3 unserer Mannschaft war. Finnja hatte dann 2 um, da änderte sich also nichts und so kam es quasi auf unsere letzten beiden Reiter an, die direkt hintereinander starteten. Die erste stürzte leider und die andere hatte 3 Stopps. Das tat mir echt leid und kann auf so einem eindrucksvollen Platz einfach passieren. Man weiß ja nie, vielleicht hatten die Pferde einfach einen schlechten Tag erwischt. Somit hieß es aber für mich: Bereitmachen für Samstag!

Damit war Tag 1 auch schon beendet. Wir fuhren zurück zum Stall, Nessi durfte um 10:30 noch ein bisschen auf die Wiese zu ihren Mädels und ich machte mich auf den Weg nach Hamburg, um noch ein bisschen zu arbeiten :/

Tag 2 begann dann im Gegensatz zu Freitag erst recht spät. Ich konnte um 4 noch ein bisschen Dressurstunde mit Alani reiten und danach ging es direkt mit Nessi los nach Segeberg. Um halb 6 sollten wir unsere Team-Schabracken abholen 🙂 Richtig schöne graue Schabracken mit einem Aufnäher “Segeberg-Neumünster: Flutlicht-Team”. Leider hatte ich keine passende Ohrenhaube zuhause, also nahm ich einfach eine schwarze. Nessi sieht ja fast in allem hübsch aus <3

Am Samstag abend war natürlich deutlich mehr los auf dem Platz. Überall waren haufenweise Menschen, es war laut, viel Musik und überall Pferde. Nichts für schwache Nerven. Nach der Schabracken Abholung ging es für uns eigentlich schon mit dem nächsten Programmpunkt weiter, da meine Mum im Vorstand des Fördervereins Schleswig-Holstein ist, hatten wir ein paar Aufgaben zur Ehrung der Cup-Gewinner. Alle einteilen, Gewinne verteilen, Fotos bei der Ehrung machen, etc. Das fand dann ungefähr von 18-18:45 Uhr statt und um 19:00 gings auch schon los mit dem Flutlicht-L!

Ich war 29. Starter laut Liste (3. Mannschaft, 3.Starter der Mannschaft) und so hatte ich noch die paar Minuten, um in Ruhe abzugehen. Der Parcours war eigentlich leichter als am Freitag, man konnte wesentlich mehr kurze Wege reiten, aber man wusste das Licht eben auch noch nicht einzuschätzen. Ich sowieso nicht, weil es Nessis erstes Flutlicht-Springen war und ich selbst weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich sowas schonmal geritten bin oder nicht.

Die Lampen waren schon an, aber um 19:00 war es auch noch recht hell. Mama fing schon wieder parallel mit den Stollen an und ich setze mich früh genug aufs Pferd. Jetzt, wo das Mannschaftsspringen lief, war die Party-Stimmung noch größer. Immer wurde Musik gespielt, während des Parcours, bei Nullern, etc. dann wurden laute Schlachtrufe gerufen, es wurde laut applaudiert, geschrien, etc. viele Pferde und viele Menschen waren auf dem Platz, auf den Gängen, etc. unterwegs. Ich war ziemlich nervös und brauchte einen Moment, um mich mit der Situation anzufreunden. Beim Abreiten war es mittlerweile richtig dunkel geworden. Der Abreiteplatz war nicht so gut beleuchtet wie die der Platz drinnen, sodass einige Sprünge weiter hinten kaum noch zu sehen waren. Die ritt ich dann auch nicht mehr, man muss es ja nicht übertreiben.

Nessi war erstaunlich cool. Die hat vielleicht gute Nerven! Klar zappelte sie etwas mehr als sonst, war immer mal am Gucken, aber das finde ich total ok und verständlich. Sie hat sich auch sehr wenig von dem Flutlicht beeindrucken lassen. Eher umgekehrt: Sie sprang eher noch besser 😀 Ich hatte ja die Hoffnung, ihr draußen einen Fehler entlocken zu können, um sie nochmal ein bisschen vorsichtig zu machen, aber keine Chance. Den Gefallen tat sie mir nicht, sie sprang bombastisch.

Und nun: Vorhang auf. Es ging los. Im Schritt ritt ich wieder in den Parcours. Ich mach das mit ihr immer, um sie einmal runterzuholen. Vielleicht kann ich in 1-2 Jahren auch wild reingaloppieren, aber im Moment würde sie das so anheizen, dass ich dann nix mehr zu sagen hätte.. Nach dem letzten Sprung des Vordermanns trabte ich schonmal an und wurde auch schon angekündigt. Bereits 2 Nullrunden aus meinem Team – gut vorgelegt, jetzt hieß es: Nachziehen. Ich hatte mir einen machbaren Plan zurechtgelegt, mit 2 engen Wendungen, aber für uns machbar und nicht kamikaze. Und insgesamt mit etwas mehr Grundgallopp an die Sache rangehen.

Zu 1 super. Zu 2 wurde es riesengroß und ich dachte nur: Los, das geht. Es ging auch, weil Nessi einfach alles möglich macht. Dann rum zu 3, etwas dicht, aber das machte es mir leichter zu 4 mit 5 Galoppsprüngen, die passten gut hin. Ich kam gut rüber, sodass ich die Wendung zu 5 schnell einleiten konnte. Auch der gut, dann weiter zu 6, nicht überfallen, auch gut. Zu 7ab war die Wendung dann um den anderen Sprung, dafür aber gerade. Ich sah wieder so eine große Distanz, trieb aber nicht ganz durch, weil ich mir unsicher war und Nessi entschied ganz richtig, noch einen kleinen zuzumachen. Das Gute für mich: Ich blieb still und Nessi hatte so die Chance, trotzdem ohne Fehler rüberzukommen. Ein kleines Raunen ging durch die Menge.. Dann schnelle Wendung nach 7b, aber genügend Platz vor 8, da kam ich super ran und dann passte es auch mit einem kurzen Brr zu 9 und: NUUUULLLLLL ! Yes, man 😀

Ich, überglücklich! Mama total happy! Mannschaft happy! Sogar eine ganz gute Zeit mit 55, irgendwas Sekunden.. nicht die langsamste. Ach, was hatte Nessi das toll gemacht. Wirklich. Einfach wunderbar, wie sich dieses Pferd entwickelt. Und ich hatte diesmal auch keinen Mist verzapft.

Mir konnte dieser Abend eigentlich nix mehr anhaben. So happy war ich und alles andere wäre nur die Kirsche auf der Sahne gewesen. Platziert waren wir trotz 3 Nullrunden leider nicht mehr, weil nur 4 Mannschaften platziert wurden und wir insgesamt 7. von 13 Mannschaften wurden. Aber eine kleine Kirsche gab es trotzdem noch: Nämlich die Nominierung/Einladung zu der Holstein International Ende Oktober in Neumünster!! Dort wird in diesem Jahr das Herzschlagfinale ausgetragen, das in den letzten Jahren als Finale auf der Baltic Horse Show stattfand. Normalerweise kommen nur die besten 6 Mannschaften weiter, aber in diesem Jahr haben sie uns als 7. noch mitgenommen, weil wir auch noch 3 Null-Fehler-Ritte hatten! Richtig cool! Das heißt für Nessi dann am 29.10. nach dem Großen Preis in Neumünster laufen. Was für ein schöner Abschluss der Saison, die dort mit Alani ja auch begann 😉 Ich hoffe, ich kann reiten!

Sooo.. nun ist der Bericht doch etwas länger ausgefallen – wer bis hier gekommen ist: Chapeau und vielen Dank für Eure Zeit!

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