Juliane Barth
Lüneburger Heide

Ich bin seit ca. 20 Jahren im Pferdesport zuhause, vor allem in der Vielseitigkeit, und habe die ein oder andere Geschichte erlebt. Das bringt mich auch dazu, Euch jetzt in meine Welt der Pferde mitzunehmen. Mein Geld verdiene ich als selbstständiger Creative Producer in der Werbefilmbranche und in der Social Media Welt.

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Training

Ein Galoppsprung wie der andere

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16. Januar 2018

Springlehrgang bei Heinz Soltau, 12.-14.01.2018

Rhythmus, Gleichmaß, Takt. Du bist für den Weg verantwortlich. Du bist für den Rhythmus verantwortlich. Das Pferd macht den Sprung. Und dann ist die Distanz völlig egal – Hauptsache, der letzte Galoppsprung ist ein ganzer. Ansonsten kann das Pferd keinen guten Sprung machen.

Der Auftakt des Lehrgangs war eine 2-stündige Theoriestunde. Mit all meiner Erfahrung, die ich bei Lehrgängen und Auswärtstraining gesammelt habe, habe ich so was noch nicht erlebt. Ich wurde vorher schon darauf vorbereitet, dass es viel Stangenarbeit geben würde. Diese Übung gab es:

Es fing aber nicht im Trab über die Stangen an, sondern ganz allgemein: Wie geht die Skala der Ausbildung? Was ist Takt? Wie stelle ich den Takt her? Welche Schrittfolge ist der Galopp? Wie galoppiere ich an? Was ist dabei wichtig? Vor allem: Nicht am inneren Zügel das innere Hinterbein blockieren! So weit – so gut.

Mit Nessi alles gar nicht mal so einfach. Die Stute hat ja schon Schwierigkeiten mit der Anlehnung. Wir wollen gar nicht anfangen mit Gleichtakt, jeder Schritt wie der andere… obwohl – ich muss sie an dem Freitag wirklich wirklich loben. Sie war total kooperativ, hat bis zum Ende durchgehalten, hat wenig mit dem Kopf gezappelt und ließ sich am Sitz reiten und regulieren. Gerade im Vergleich zum Lars Lehrgang war sie total gut drauf. Ansonsten wäre diese erste Stunde eine Vollkatastrophe geworden.

Im Trab war es dann noch vergleichsweise einfach. In der Mitte an die Stangen – alle mal mitnehmen, auch die in der Mitte. Das ging noch super. Galopp: Schwieriger. Erstmal mit 5 Galoppsprüngen (vorne und hinten), das ging mit Nessi im ersten Schritt noch ohne viel Probleme. Wenn sie noch nicht so an ist, ist das alles machbar und der Galopp auch nicht so groß. Dann kamen die schwereren Aufgaben: Vorne 5, hinten 4. Weiterlassen, nicht losjagen, sondern einfach nur ein bisschen Galopp rauslassen. Und vor allem ankommen. Nicht mit einem riesen Satz, sondern normal, denn es gibt ja noch eine zweite Stange.

Die nächste Aufgabe mit vorne 4, hinten 5 war noch ein Schritt mehr. Denn erst weiterlassen und dann mitten über den Stangen aufnehmen, damit der Galopp hinten raus passt mit einem mehr. Erst war das für mich auch ganz schön knapp und etwas unharmonisch.. aber nach 2,3 Versuchen hab ich es über den Sitz hinbekommen und Nessi Maus hat auch toll reagiert.

Eine schwere Übung kam dann allerdings noch. Von den ersten Stangen schräg hin zum mittleren Quadrat und weiter zu den hinteren Stangen. Natürlich alles mit einem hübschen fliegenden Wechsel in der Mitte. Theorie: JA, klar, kein Problem. Praxis: Mit nem fliegenden Wechsel – never ever ordentlich. Nessi wird bei fliegenden Wechseln total hysterisch.. aber nach 1,5h reiten war sie ziemlich ermattet und sprang sogar den Wechsel 😀

Samstag musste ich dann umdisponieren und Alani kam in den Genuss dieser Übungen. Alles war umgebaut, 2 kleine Sprünge standen inmitten der Stangen. Auch dieser Aufbau sah alles andere als easy aus. Gerade Linien, gebogene Linien, sehr nah an die Ecken / Bande. Mit Alani sicher etwas einfacher, aber auch der war mit seinem langen Körper nicht gerade der perfekte Kandidat für so was. Aber Hey – Herausforderungen stellen undso.

Tatsächlich ging es in dieser zweiten Stunde sehr um die gebogenen Linien, den richtigen Wendepunkt in der richtigen Anzahl Galoppsprünge zu finden. Undzwar ohne zu mogeln – weder am Anfang losreiten, noch am Ende total halten. Sondern gleichmäßig rhythmisch. Das erforderte wirklich korrektes Reiten. Und Heinz sah jedes Mogeln, jedes Einwirken, einfach alles.

Das Pferd soll auf dich hören. Es soll das machen, was du willst. Theoretisch richtig. Praktisch bin ich ja mehr der Meinung: Wir machen das gemeinsam und deswegen muss/sollte es nicht in jeder Situation auf mich hören 😀 Aber klar, Gas, Bremse, Lenkung muss schon funktionieren. Und das übten wir. Gas – Zulegen. Bremse – nach dem Sprung oder Stangen direkt nach 1-2 Galoppsprüngen anhalten. Lenkung – Ja, die übten wir quasi bis aufs Erbrechen… Einen Sprung gerade anzureiten ist nämlich gar nicht so leicht wie es aussieht. Gerade ist nicht gleich gerade. In der Halle mogelt man mit braven Pferden oft, kürzt Ecken ab, kommt zu früh von der Bande weg, wendet früher ab bzw. das Pferd dreht nach dem Sprung direkt ein und galoppiert selten gerade bis zur Bande weiter. Aber bei den Linien, die aufgebaut waren, musste man es einfach hinkriegen.

Alani war aber wirklich spitze. Auch, wenn er „einspringen“ musste, bewies er mir, dass er viel rittiger geworden ist, man kann ihn anfassen, man kann vor/zurück, es ist ein echter Traum, wie toll er zu reiten ist. Gleichmäßig – ob einen Galoppsprung mehr oder weniger ist dann völlig unerheblich.

Letzter Tag. Parcours. Wir mussten statt um 11:00 schon um 09:00 reiten, das hieß an einem Sonntag irgendwie mitten in der Nacht aufstehen. Aber was solls: Alles für den Sport! Und trotz einiger Zweifel stand ein Parcours in der Halle. Viele Linien. Aber das war ja klar 😉 Es war ein absolut aufbauender Lehrgang – von Tag 1-3.

Auch am letzten Tag ging es mit ersten kleinen Sprüngen los und danach anhalten. Das klappte noch nicht so gut mit Alani, aber ich bin ehrlich: Ich wollte da auch nicht so einsteigen und auf Krampf gegen die Wand anhalten.. gerade beim Aufwärmen bin ich da kein großer Fan von. Alani wurde dadurch auch nicht so richtig warm. Später ging es dann aber, als wir die ersten paar Sprünge in Folge reiten konnten.

Die ersten zwei Linien hab ich nicht hinbekommen. Der letzte Galoppsprung war nicht durch, ich stand auf der Bremse bzw. galoppierte einfach nicht durch. Ja, es lag auch daran, dass ich wusste, dass ich danach anhalten musste, aber nach Heinz überhaupt kein Grund: Denn erstmal den Sprung, dann die Sache dahinter regeln. Nicht schon vorm Sprung quasi anhalten, das bringt gar nichts und die Pferde springen nicht ordentlich.

Dann wurde es besser. Weiter weiter weiter. In der Wendung am Reiten bleiben. Nicht Aufhören!!! Die Worte kamen an. Und es funktionierte besser. Die Spannung blieb im Pferd und ich konnte so viel besser reiten. Es fühlte sich super an. Das erste Mal Parcours war dann auch eine kleine Denksportaufgabe. 1-8 und 6x quer durch die Halle.

Heinz fragte nach der Runde die beiden anderen: Und, was sagt ihr? Joa, ganz gut.. aus der Ecke vielleicht nicht ganz gleichmäßig. Und er: Ne, also bis auf die letzte Linie, wo du erst aufgenommen hast und dann wieder losreiten musstest war es perfekt. Top geritten. Sehr gut.

Wuhuu. Was für ein tolles Kompliment. Das hört man doch sehr sehr gern. Die Runde fühlte sich auch gut an, auch wenn man echt am Reiten bleiben musste. Gerade aus der Ecke durfte man nicht hängenbleiben, dann gabs keine Chance mehr. Aber Alanis Motor war an und dann ist ja meist alles möglich.

Dann ging es noch mal etwas höher zur Sache und nachdem Alani 3 Stangen runtergeholt hat, hob er auch die Füße. Ich dachte mir das schon nach 2 Tagen niedriges Springen… er braucht meistens ein paar höhere Sprünge, um sich dran zu gewöhnen. Warum auch höher springen als man muss??

Die letzte Runde wurde also noch mal in höher gesprungen und auch das war wirklich gut. Ab Sprung 4 (Kombination) sprang er dann auch wirklich ordentlich und ich merkte, wie er abhob über den Oxern. Der gute Rhythmus ging nicht verloren. Ein tolles Gefühl.

Ich habe natürlich wieder fleißig für Euch gefilmt – bzw. beim Reiten hat meine Mum diesen Job übernommen (2 kurze Videos sind schon auf Facebook/Insta online). Bald gibt’s also ein umfangreiches FMA für Euch!!

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