Juliane Barth
Lüneburger Heide

Ich bin seit ca. 20 Jahren im Pferdesport zuhause, vor allem in der Vielseitigkeit, und habe die ein oder andere Geschichte erlebt. Das bringt mich auch dazu, Euch jetzt in meine Welt der Pferde mitzunehmen. Mein Geld verdiene ich als selbstständiger Creative Producer in der Werbefilmbranche und in der Social Media Welt.

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Training

In der Ruhe liegt die Kraft

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8. Januar 2018

Dressurlehrgang bei Janine Weber, 06.-07.01.2018

Nun ist der erste Lehrgang des Jahres rum! Erstmal: Dressurlehrgang überlebt! Das ist mein erster Check. Als wir am ersten Tag hingefahren sind, ist mir mal aufgefallen, dass es echt lange her ist, dass ich einen Auswärts-Dressur-Lehrgang hatte. Springen und Gelände immer mal wieder, aber Dressur ist doch etwas her. Also war ich umso gespannter, was wir wohl machen würden.

Erster Step: Was habt ihr gemacht, warum seid ihr hier? Meine Antwort: Dressur, Dressur, Dressur. Janine musste erstmal lachen. Oh – wieso kommt das so entschlossen? Reitet ihr sonst keine Dressur? (Bisschen klang es wirklich so) Wir haben dann noch ein bisschen erzählt, von mir, von Alani, von Mama und Nessi. Dann sollten wir erstmal warmreiten.

Kurz nach dem Warmreiten kam schon mein ultimativer Test: Bist du schonmal mit Körperband geritten? Ähm – nein. Ich habs mal bei irgendjemandem gesehen, aber selbst hatte ich es noch nciht ausprobiert. Klingt erstmal cool. Ok, dann steig mal ab. Das Band wurde mir um den Oberkörper geschnallt (leider hab ich kein Beweisfoto) und dann sollte ich mich im Hopserlauf warm machen. Was? Ne, oder? Doch, ihr habt richtig gehört – schön einen Zirkel im Hopserlauf mit dem Körperband. Alani guckte mir ziemlich verdattert hinterher, nach dem Motto: “Jetzt ist die Irre komplett wahnsinnig geworden!!” – auch davon gibt es (ach wie schade) keine Beweisfotos- oder videos. Aber ich kann Euch versichern, ich habe es getan. Auch noch eine Runde, bei der ich dann Arme und Beine nicht parallel, sondern über Kreuz benutzen sollte. Als frühere Turnerin bekam ich auch das hin.

Dann zurück aufs Pferd mit dem Band. Um es kurz zu erklären, es ging um mein Kreuz und am Ende hatte ich um jede Hand eine Schlaufe, die doch schon etwas Druck brauchte, um die Arme wie beim normalen Reiten zu tragen. Mit einem 10-kg-Band wies Janine gleich darauf hin, dass es zwischen Daumen und Zeigefinger unangenehm werden kann und ich bescheid sagen sollte. Aber ne Weile ging das schon. Ich ritt ungefähr 25-30min damit.

Nach anfänglicher kurzer Gewöhnungsphase kam ich ziemlich gut damit zurecht. Ich hatte gleich das Gefühl, dass ich aufrechter saß und vor allem meine Ellbogen mehr am Körper und meine Hände etwas aufrechter waren. Insgesamt einfach ein sehr viel geschlossenerer Sitz im Oberkörper. Gerade das mit den Ellbogen und Händen ist ja oft mein Problem. Die Hände verdrehen sich, die Arme strecken sich so komisch weg – dafür war das Körperband eine tolle Lernhilfe für mich.

Janine bemerkte ziemlich schnell, dass ich eher aufwendig reite. Ich denk ja immer: Aufwendiges Pferd, aufwendiger Reiter! Ne, Spaß, aber es ist eben ein großes langes Pferd und da bleibt es nicht aus, dass man echt viel arbeiten muss. Das Blöde an der Dressur ist nur: Man darf es eigentlich nicht sehen. Also nicht, wie mein Oberkörper schaukelt, ich manchmal zu viel mit der Hand einwirke, zu viel aus dem Kreuz schiebe und mit den Beinen kneife.. naja, natürlich nicht alles auf einmal, aber das sind wohl meine Schwachstellen. Alanis Schwachstelle ist definitiv sein eher langsames und gerade Hinterbein. Das will einfach nicht unter den Schwerpunkt. Trotzdem sagte Janine immer wieder: Sei der Ruhepol, bleib ruhig, treib aus dem Bein, nicht aus dem ganzen Oberkörper, ruhiger, lass ihn untertreten und nicht rennen.

Nachdem ich dann das Band abgemacht hatte, merkte ich schon eine deutliche Veränderung. Leider ist es nicht ganz so nachhaltig wie meine Erfahrung mit den Franklin Bällen, weil sich schon nach kurzer Zeit die alten Gewohnheiten wieder einschleichen, aber ich überlege schon, ob ich mir mal sowas zulege und beispielsweise 1x die Woche damit reite. Das wäre für meinen Sitz jedenfalls eine echte Bereicherung. Und wenn es nur 2cm Ellbogen-Geschlossenheit bringt, dann wäre es ja immerhin auch was 😉

Am zweiten Tag hatte ich echt Angst vor Muskelkater. Aber glücklicherweise: Nichts! Also doch garnicht so schlecht bemuskelt, der Rücken hatte das gut weggesteckt. Alani war anfangs ziemlich gut drauf. Eigentlich kaum nörgelig, zog gut ran und auch im Galopp war er nicht ganz so behäbig wie an anderen Tagen. So konnte ich ziemlich viel anbieten, wozu Janine dann was sagen konnte. Ich ritt Außengalopp – da muss ich daran arbeiten, ihn noch geschlossener zu kriegen, aber weiter im Durchsprung. Ich ritt viele Tempounterschiede, da legte Janine aber auch sehr viel Wert drauf. Überhaupt hat sie immer wieder gesagt: Langweilt eure Pferde nicht, macht immer wieder was anderes. Tempounterschiede, Übergänge, gebogene Linien, Handwechsel. Nicht zu lange die gleiche Gangart, nicht zu lange die gleiche Sache üben, sondern viel mehr Abwechslung da rein bringen.

Tempounterschiede in Trab und Galopp fallen mir und Alani eher schwer. Wenn sie “langsam” sind, also lange Seite verlängern, kurze Seite verkürzen, dann kriegen wir das hin, aber wenn wir nach 3-4 Tritten / Galoppsprüngen schon wieder parieren sollen, dann sind wir einfach noch nicht schnell genug. Das forderte Janine auch ab. Nicht die ganze Diagonale Tritte verlängern, sondern lieber halb, einmal parieren und wieder los. So wird er auch schneller im Hinterbein. Theorie: Ja, Praxis: Ausbaufähig. Im Galopp haben wir das gerade im wöchentlichen Training geübt, daher geht es da schon besser, aber auch da ist das Problem der Sitz: Beim Zurücknehmen hab ich das Bein oft zu wenig dran und schaukel im Sitz, beim Vorwärts mach ich zu viel. Das Pferd ruhiger unter mir springen lassen, mit der flachen Wade treiben.

Ich hab oft das Gefühl gehabt, dass da viel zu wenig von Alani kommt. Kein “Zünden” nach vorne, wie ich es gern hätte. Und ich will ihn dann auch nicht so gerne so doll treiben. Janine meinte, das wäre nur mein Gefühl und da würde genug kommen. Ich mache einfach viel zu viel.

Weniger ist mehr.

Wenn ich das hier so runterschreibe, macht das alles Sinn. Auch in dem Moment hab ich verstanden, was sie meint. Ich will ja auch, dass das alles schön harmonisch aussieht und nicht klemmig. Aber Alani ist gerade in der Dressur nicht das gehfreudigste Pferd. Wenn man da nicht aufpasst, geht er langweiligen Stockel-Schritt. Und das will keiner und gibt auch keine Noten 😉 Also heißt es wie immer: Die Balance finden!

Mama war mit Nessi deutlich aufgeregter als ich vor dem Lehrgang. Nessi, das Vorzeige-Dressurpferd.. eher nicht, da hätte ich wohl auch Furcht gehabt. Man weiß ja bei neuen Trainern nie, was sie sagen. Aber Mama sagte mir am Sonntag Abend, dass sie echt einiges mitgenommen hat. Zum einen ist sie mit “Bommeln” geritten, ein Hilfsmittel, das ähnlich wie der Halsring, die Hände/Zügelführung und damit Verbindung zum Pferdemaul stabilisiert. Nessis Gezappel macht es nämlich manchmal unmöglich, die Zügel ruhig und konstant zu halten. Und die Bommeln vereinfachen das wesentlich. Dadurch hat Mama eine etwas konstantere Anlehnung geschaffen und gleichzeitig ein bisschen mehr Zufriedenheit.

Was ich mitbekommen habe, haben sie viel an den Übergängen gefeilt. Und ein Satz, der mir im Kopf geblieben ist: Beende nicht die eine Gangart, sondern beginne eine neue. Also, antraben (sagt man normalerweise nur vom Schritt zum Trab) nun auch vom Galopp zum Trab – den Trab neu beginnen un damit hat man gleich eine andere Ausdrucksweise und treibenden Schenkel als andersrum. Manchmal ist nur die Sichtweise” auf die Dinge wichtig, um sie zu verbessern.

Es gibt also viel nachzuarbeiten, viel für die nächste Zeit zum Ausprobieren und Dranbleiben. Neuer Input bringt auch immer Arbeit mit sich.

Insgesamt hätte ich vielleicht noch etwas mehr Führung gebraucht, was Lektionen, Hufschlagfiguren oder Übungen angeht, weil ich manchmal nicht mehr wusste, was ich jetzt noch reiten sollte. Gerade am zweiten Tag fiel mir nach einer guten halben Stunde nicht mehr viel ein 😉 Aber das, was ich geritten habe, wurde immer kommentiert. Janine sieht super schnell, wo die Probleme liegen und was man besser machen kann. Und vor allem geht es immer um den Reiter, wie er das Pferd besser steuern, besser managen kann und nicht um das “Pferdematerial”, was mir gut gefallen hat. Aber von Alanis Gallopp war sie trotzdem ziemlich begeistert 😀 Janine macht übrigens ganz viele Lehrgänge, wer Interesse hat, schaut einfach mal auf: https://www.sporting-performance.com/ oder auf Facebook.

Fotos aus den Videos, die netterweise meine liebe Bloggerkollegin Ann-Christin aufgenommen hat!

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2 Comments
  1. Antworten

    Carina

    11. September 2018

    Sehr schöner Bericht. Ich habe schon oft von ihr gelesen und auch versucht ne Reitstunde zu bekommen, leider hat es bisher nicht geklappt. Nun werde ich doch mal schauen, ob wir mal zu einem Lehrgang fahren.

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