Juliane Barth
Lüneburger Heide

Ich bin seit ca. 20 Jahren im Pferdesport zuhause, vor allem in der Vielseitigkeit, und habe die ein oder andere Geschichte erlebt. Das bringt mich auch dazu, Euch jetzt in meine Welt der Pferde mitzunehmen. Mein Geld verdiene ich als selbstständiger Creative Producer in der Werbefilmbranche und in der Social Media Welt.

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Wer wir sind und warum

Crazy Ted

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20. Dezember 2017

Hard Facts:

  • 13 Jahre alt
  • ungefähr 1,57m groß
  • Deutsches Sportpferd mit zu viel Trakehner
  • Abstammung Herkules x unbekannt
  • ich reite ihn seit 2008

Wenn ich Teddy mit 3 Worten beschreiben müsste:

  • verrückt
  • wunderschön
  • unberechenbar

Größte Erfolge:

  • Busch: VA** Luhmühlen 2017 4.Platz
  • Springen: A** gewonnen, L platziert
  • Dressur: L-Dressur platziert

L-Dressur Lentföhrden 2016

Wie kam Teddy zu mir?

Lustige Geschichte. Wir trafen Bekannte beim Turnier in Lauterbach (da wohnten wir noch in Hessen). Die beiden erzählten uns von ihrem jungen Pferd, gerade 3 oder 4, ein süßer Fratz, bei dem sie noch nicht genau wussten, wohin damit. “Wie, wohin?” “Ja, wir sind ja beide über 1,70m groß und der ist recht klein und wird wohl auch nicht so groß, dass wir ihn gut auf dem Turnier vorstellen können – wir suchen daher eigentlich einen kleinen Reiter für ihn.” “Ohja, das ist ja spannend”.. ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr, was wir geantwortet haben, aber so ähnlich war wohl das erste Gepräch mit Monique und ihrem Mann, bei denen Teddy damals stand. Irgendwie kam es, wie es kommen musste.. wir überlegten und sagten zu, dass wir mal zum Probereiten vorbei kommen würden. Ich weiß heute nicht mehr so richtig die Umstände, aber ich bin recht sicher, dass wir damals nicht wirklich ein Pferd gesucht haben. Es war einfach nur eine Gelegenheit und nicht völlig ausgeschlossen, dass wir noch einen reiten könnten.

Wir kamen in den Stall und daran erinnere ich mich ziemlich gut. Um die Ecke und dann zeigte sie in die Box: Das ist er. Und ich war schockverliebt. Ein kleiner süßer Fuchs, 3 weiße Beine, eine große Blesse und aus seinem Gesicht guckte schon der Schelm. Oh nein.. im Grunde wusste ich in diesem Moment, dass er bei uns einziehen würde.

Einen kleinen Bericht des Probereitens will ich Euch dennoch nicht vorenthalten 🙂 Zuerst wurde er ein bisschen vorgeritten – er war ja schon 4 und konnte ein bisschen Schritt, Trab, Galopp außenrum und auch schon ein bisschen was mit Reiten zu tun hatte. Dann bin ich drauf, hatte wenig bis garnichts in der Hand – er stellte sein Köpfchen hübsch hin, aber Gebiss? Keine Spur von Einwirkung möglich. Am Bein war er recht unerschrocken und auch sonst nicht zuckig, sondern ganz vertrauensvoll.

Den Fehler, der dann kam, mache ich sicher nicht noch ein zweites Mal. “Lass doch mal ein Cavaletti machen” “Ja, ok” – Bei den ersten paar Versuchen wollte Teddy nicht mal hin. Irgendwann ging er dann mit etwas Treiben und wir stürzten ernsthaft bei unserem ersten Cavaletti zusammen. Also, nicht schlimm, aber er sprang nicht gerade rüber, sondern seitlich weg, blieb natürlich an dem Kreuz vom Cavaletti hängen, der Trottel, und dann machten wir zusammen die Rolle. Meine Mutter total schockiert, alle schüttelten sich 2x und dann gings wieder rauf. Danach hat das Cavaletti auch noch ohne Sturz geklappt, aber naja. Die Geschichte ist echt zu unfassbar, als sie nicht zu erzählen. Und was soll ich sagen? Klar haben wir ihn aufgeladen und mitgenommen. Das Pferd musste ich doch unbedingt haben 😀

Teddy hieß übrigens dort noch nicht Teddy, sondern Chili. Weil er rot ist 😉 Und als Hot Chili eingetragen ist. Wir haben ihn übrigens nicht gekauft, sondern zur Verfügung bekommen. Er ist eine Art Dauerleihgabe. Aber wir hatten von Anfang an den Deal, dass alles so ist wie bei eigenen Pferden, nur auf dem Papier steht jemand anders. Also wir haben immer ganz normal Box, Tierarzt, Schmied, etc. bezahlt.

2010 beim Peer-Lehrgang in Kisdorf

Die nächsten Jahre war ein Auf- und Ab mit dem kleinen Ted. Er war von Anfang an nicht ganz einfach, sehr intelligent und das erschwerte die Ausbildung. Schnell kam er natürlich auch drauf, dass Steigen doch total cool ist, weil man sich so einfach entziehen kann. Und ich las viel darüber, sprach mit Trainern undsoweiter, versuchte eigentlich die verschiedensten Methoden, ihm das wieder auszutreiben, aber es blieb. Er macht es aber eigentlich nur bei mir und mittlerweile wissen wir beide auch genau den Punkt, an dem er ausrastet.

Es gab mal einen Moment, da war ich in Australien nach meinem Abi, da wollte Mama ihn zurückbringen. Sie hat mit ihm einen Springlehrgang in Altenstadt geritten und Teddy meinte, er müsste dringend die Halle verlassen und sprang nach draußen durch das grüne Hallen-Netz. Bei manchen Hallen ist im Winter so ein Netz, damit der kalte Wind nicht so durchzieht. Diese Netze sind meistens nicht ganz durchsichtig, aber auch nicht blickdicht und Ted – keine Ahnung, war wieder bockig – und sprang quasi irgendwie durch die Zuschauer in das Netz. Passiert ist dabei nichts, aber meine Mum rief mich total entgeistert an und sagte, dass es ihr jetzt reicht und sie ihn zurückbringt. Wovon ich sie allerdings abgehalten habe.

2010 in Bad Segeberg VA

Solche Geschichten gibt es noch mindestens eine. Als er 2010 über die Bande bei Petersen sprang. Viele, die mich hier oben kennen, erinnern sich noch daran. Teddy hatte von Anfang an keine Lust, drängelte immer wieder zum Ausgang und irgendwann – bei einer Reihe auf der Mittellinie, bei der ich mich danach nicht für rechts oder links entscheiden konnte – sagte er sich: “Yes, mein Weg nach draußen, dann gehen wir geradeaus” und sprang ohne Schwung über eine 1,70m hohe Holzwand. Das ging natürlich nicht und wir drehten danach eine Rolle vorwärts. Glücklicherweise und durch schnelles Reagieren von Menschen vor Ort, Rettungswagen undsoweiter, ist auch da nichts passiert – ich hatte ne blaue Hüfte und sonst nix – Ted war auch nichts passiert.

Aber wie ihr merkt, war Teddy immer schon ein kleiner Gnom, der – wenn er nicht seinen Willen kriegt – nicht mitmacht. Undzwar egal, wie sehr man ihm das dann schmackhaft machen will. Ein sehr eigensinniger Kerl mit starkem Charakter. Man sollte sich besser nicht mit ihm anlegen. Da kommen dann die Ponygene mit dem Trakehnerblut zusammen – keine Ahnung 😀

Leider war unsere gemeinsame Zeit auch immer wieder durch gesundheitliche Ausfälle durchbrochen. 2012 war er das erste Mal lahm, woraufhin wir 1,5-2 Jahre rumdokterten mit sogar MRT am Schluss, was keine direkte Diagnose brachte. Er lief mal besser und mal schlechter bis ich mich schließlich dazu durchrang, ihn ein halbes Jahr auf die Koppel zu stellen. Danach machte ich keine Eisen mehr drauf, weil ich das Gefühl hatte, dass die nach 4 Wochen anfangen zu drücken. Mit den kleinen Hufen auch nicht so weit hergeholt, dass da schnell ein Zwanghuf draus werden kann. Naja, ohne Eisen ist man allerdings auch etwas eingeschränkt, gerade, was Springen und Busch angeht. Er hat zwar 15 Beine wie ein Pony, aber manchmal merkt man die Unsicherheit eben doch, weil er rutscht oder im Gelände der Boden im Sommer zu hart ist. An einer Lösung dafür arbeite ich noch 😉

2012 Rehagen L-Springen

Interessant ist vielleicht noch der Fakt, dass man auf Teddy keinen Druck ausüben darf. Letztes Jahr habe ich wieder gemerkt, dass das sofort schief geht. Er war bombenmäßig in die Saison gestartet, hatte einige Prüfungen, die hätte ich ihm garnicht zugetraut.. und dann hab ich vielleicht zu viel gewollt und nannte die erste VL (als kombinierte Prüfung) – zack, waren die Lichter wieder aus. Als ob man einen Schalter umgelegt hätte, ging plötlzich nix mehr. Im Springen nölig, im Busch stand die Kiste. Ihr habt es ja erlebt. Und dann gönnte ich uns beiden eine kleine Auszeit voneinander…

Manchmal gibt es Zeiten, da weiß ich nicht weiter mit Ted. Er ist ja noch keine 19 und geht nächstes Jahr in Rente, sondern wir haben ja noch einige Jahre zusammen. Für die Vielseitigkeit ist er sehr eigensinnig. An manchen Tagen ist das gut, da packt er mit an und es gibt kein Halten, an anderen Tagen geht garnicht, er springt von links nach rechts, steht vor einem kleinen Wassereinsprung, man versteht die Welt nicht mehr. Leider weiß man auf dem Turnier nie, welchen von beiden man gerade erwischt. Das ist Glück..

Trotzdem gebe ich ihn nicht auf. Er gehört zu mir wie mein rechter Arm. Ich kann ihn auf Koppel stellen, ja, in der Nähe, wo ich ihn besuchen kann und dann nach einer gewissen Zeit wiederholen kann. Denn ich vermisse ihn schon sehr. Auch, wenn wir uns manchmal täglich streiten. Was sich neckt, das liebt sich! Sagt man das nicht so? Uns außerdem könnte doch niemand anderes ihn reiten! Sicher nicht. Also nein, ich muss ihn schon behalten. Da führt kein Weg dran vorbei. Und für nächstes Jahr nehm ich mir einfach nichts vor. Vielleicht lern ich ja doch noch bisschen Bodenarbeit und Zirzensik. Da würde er sich sicherlich meisterlich machen. Steigen kann er ja schon 😉

Fotoshooting mit Inka 2017

Was macht Teddy aus?

  • Er ist total stutig – heute Hü, morgen Hott
  • Das schlaueste Pferd, das ich kenne, deswegen fragt er immer “wirklich?”
  • Viele denken, er wäre ein Hengst, weil er so einen dicken Hals hat
  • Er stellt sich furchtbar an bei vielen neuen Dingen, total theatralisch
  • Er ist einfach wunderschön, ein echter Hingucker zum Verlieben
  • Sein Ponytrab hingegen ist dann nicht mehr so ein Hingucker
  • Im Umgang sehr brav
  • Glotzt vor allem, daher kommt die Dressurkarriere auch nicht in Betracht, da er bei kaum einem Viereck außenrum läuft
  • Heißt auf dem Turnier Hot Chili 2
  • Er sieht auf den ersten Blick aus wie ein Pony, ist aber deutlich über Maß
  • überschätzt sich gerne selbst oder auch “weiß nicht, dass er so klein ist”
  • Er liebt es, am Unterhals gekratzt zu werden, wenn man da auch nur die Hand hinhält, reißt er den Kopf hoch und stemmt sich dagegen
  • Freispringen mit ihm ist furchtbar, er hat da garkeine Lust zu und man muss ihn die ersten 3-4 Mal quasi durchtragen
  • Das Micklem ist die Trense seiner Wahl – warum und weshalb weiß ich nicht, aber er ging noch nie besser als auf der Trense

Luhmühlen VA 2017

  • Er ist ein Dickkopf und das ist in Kombi mit mir manchmal nicht so gut, weil ich auch ein Dickkopf bin. Es gibt Tage, da ist es besser, einfach abzusteigen und es gut sein zu lassen.
  • Früher war er der Chef auf der Weide, mittlerweile ist er da etwas ruhiger geworden
  • Alle lieben ihn, wenn sie ihn sehen
  • Er läuft barfuß
  • Er hat sehr viel Schopf, quasi einen Ponyschopf
  • Sein Fell ist eher orange, also ein heller Fuchs und kein dunkler
  • Er frisst Karotten wie Lollis, ganz gerade wandern die rein
  • Früher hab ihm alles durchgehen lassen, weil er so süß ist – das ist wie mit kleinen Hunden, denen lässt man auch viel mehr durchgehen als großen (Mama behauptet, das wäre heute immernoch so)
  • Er ist geborenes Fotomodell, deswegen hab ich ihn bei den meisten Shootings dabei – Kamera raus, Öhrchen vorne. Daher war er auch schon Modell bei einem Fotoworkshop von Christiane Slawik

Achso, bevor ich den Artikel nun schließe, weil ich schon wieder seeeeehr weit ausgeholt habe: Die Erklärung, warum Teddy Teddy heißt. Als wir Teddy in 2008 bekamen, lief ein Fuchspony in Kentucky eine der schwersten Vielseitigkeiten der Welt. Wir dachten Nomen est Omen nennen wir ihn nach: Theodore O’Connor! Spitzname: Teddy. Hat bisher nicht ganz geklappt, aber der Name ist trotzdem Programm. Überhaupt sind Namen bei Ted sehr lustig: In unserem Rentner-Stall, wo Teddy gerade weilt, wird er Napoleon genannt. Weil er sich immer so aufführt wie Napoleon – klein und mit viel Selbstüberschätzung.

Teddy O’Connor

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