Endlich Geländetag !!
TRYON / Daily Report 4 – SAMSTAG
Endlich Samstag – für erfahrene Buschreiter und Fans völlig klar – der Geländetag ist immer der aufregendste von allen!
Das allgemeine Kribbeln machte sich auch in Tryon schon morgens in der Pressestelle breit. Alle waren etwas aufgeregt, hofften auf schönen Sport und dass alle Pferde und Reiter heil und gesund zu Hause ankommen. Wir alle wissen, ein unkalkulierbares Rest-Risiko ist bei unserem Sport immer dabei, denn wir betreiben ihn gemeinsam mit Tieren. Aber wir wissen auch, die Pferde lieben, was sie tun. Sonst würden sie’s nicht tun. Voller Adrenalin sind sie vor der Startbox – wann geht’s endlich los? Wann darf ich? Und sie suchen die Sprünge, los, zeig mir, welcher ist der Nächste? Wo geht’s lang? Und so Ausnahme-Athleten wie Marius von Hinrich Romeike, der wusste sogar, was die rote und weiße Fahne bedeutet…
Wir hatten das Gelände gesehen und fanden es schon schwer. Lang, bergig, zwar guter, aber tiefer Boden und ein Endmaß an Sprüngen und Kombinationen. Dazu kam die extrem hohe Luftfeuchtigkeit, die unsere deutschen Pferde so ja nicht kannten. Aber das Wetter hatte schon mal ein Einsehen, durch den für abends angekündigten Regen war es wesentlich kühler und bedeckter als an den restlichen Tagen. Wie jemand in einem anderen Artikel schrieb: „Gott muss auch ein Buschfan sein“.
Morgens bekamen wir noch das „GO“ für unser kleines Social Media Video mit Bobby – das machte uns happy 🙂 Ein guter Anfang. Dann teilten wir uns auf fürs Gelände, um die deutschen Zuhörer/ Zuschauer möglichst gut zu informieren. Einer machte Fotos, einer filmte und einer versorgte Facebook per Liveticker mit aktuellen Ergebnissen und hechtete dafür zwischen Pressestelle und Zieleinlauf hin und her. Es ist gar nicht so einfach, 4 Kanäle (FB/Instagram für Julis Eventer und Vielseitigkeitssport Deutschland) + Blog und Webseite parallel zu bespielen. Da hatten wir wirklich ein Wahnsinns-Teamwork, das geht gerade so zu dritt, aber auch nur, weil wir alle mehrere Sachen können. Und von zuhause dann noch mit Berichten zugearbeitet wurde.
Kai Rüder war als 3. Starter als erster Deutscher dran. Und er machte es gut, ohne Fehler mit nur ein paar Zeitfehlern kam er gut ins Ziel. Schon mal aufatmen. Sehr gut. Später sollte sich herausstellen, dass doch viel mehr Reiter als erwartet in die Zeit ritten und diese Zeitfehler doch schwer zählten und Kai weit in der Wertung zurück warfen. Als nächstes kam Julia, sah alles gut aus. Chipmunk war hoch motiviert. An einer von 3 Eckenkombinationen passierte es, zack vorbei, ein Bruchteil einer Sekunde.. sehr sehr ärgerlich. Das kann wirklich jedem passieren. Und Pferde sind auch nur Menschen; die haben ja den Kurs auch nicht gesehen. Ansonsten eine super Runde. Danach Sandra mit ihrem ungestümen jungen Wilden.. Ja, so lief er auch, sehr übermotiviert und kaum zu bändigen. Der wollte unbedingt. Zu viel, zu groß, zu schnell, das konnte nicht gehen. Am Wasser gab Sandra nach 2 Vorbeilaufern auf, das war richtig. Ich stand direkt dort und sah, wie abgelenkt Mat war. Da hatte Sandra wenig Chancen.
Überhaupt waren die “Wasserfälle” sehr viel schwerer als zunächst angenommen. Viele Reiter hatten Stopps dort, weil die Pferde das irgendwie gar nicht einordnen konnten. Und viele nahmen dann im weiteren Verlauf der Prüfung die Alternative, bei der man nicht die Kante hochspringen musste. Ich stand eine Weile dort und immer, wenn ein Reiter den direkten Weg anpeilte, hielten die Zuschauer schon die Luft an und wenn er es dann geschafft hatte, gab es einen riesen Applaus und Johlen! Das waren schon Gänsehaut Momente.
Mittlerweile war ungefähr die Hälfte der Reiter durch und unser Eindruck war recht zwiespältig. Einige kamen gut und in der Zeit ins Ziel, aber auch Spitzenreiter wie Chris Burton, Shane Rose und Mark Todd hatten Verweigerungen. Viele Pferde kamen sehr sehr müde (um nicht zu sagen erschöpft) ins Ziel. Das Gelände forderte schon viel von Pferden und Reitern.
Nun kam Dibo mit seiner erst 9jährigen Corrida. Aber Dibo ist Profi. Und so ritt er auch. Perfekt, ohne Fehler, steuerte er das junge Pferd durch alle Klippen dieses Kurses. Der Unterschied zu ein paar unerfahreneren Reitern vorher war gewaltig. Dass es am Schluss auch ein paar Zeitfehler waren, wen kümmerte das bei einer solchen Leistung!? Dibo hatte einen sehr schwierigen Mannschaftsstart, mit vorangegangenen Zeitfehlern und dem Stop von Julia.
Nun lag aller Fokus auf Ingrid. Zwischendurch hatte es immer wieder mal angefangen zu regnen, aber nur ganz leicht. Der große Regen und Sturm kam noch nicht. Der Boden hielt. Und Bobby flog. Ohne Diskussion, ohne Zweifel, natürlich mit der nötigen Unterstützung, eben als Team, er gab alles. Wie guckig er manchmal sein kann, sah ich am ersten Wasser, da hüpfte er beim Einritt so leicht zur Seite. Aber Ingrid hatte ihn gleich wieder auf Kurs. Auf die Sekunde mit Punktlandung kam er ins Ziel. Wahnsinnsrunde!!
Und da warteten sie alle. Das hat uns sicher am meisten an diesem Tag beeindruckt. Egal, welches deutsche Pferd ins Ziel kommt, es wird erwartet. Nicht nur von Pflegern und Besitzern, nein, da steht eine rote Shirt-Armada mit Eimern, Tüchern, Schweißmessern, Eis, Wasser usw. Die ganze Mannschaft steht füreinander ein, man hilft sich, man redet, man umarmt sich, das war beeindruckend. Überhaupt war der Zieleinlauf sehr sehr emotional, wenn man die Menschen sieht, die wirklich alles tun, um die Pferde schnellstmöglich zu versorgen, Wasser schleppen, jede Nation hatte ein eigenes Zelt mit Equipment und es waren bei jedem Reiter schätzungsweise 6-15 Menschen drumrum, eine große Traube.
Der Geländetag war zu Ende. Ingrid Overnightleader. Ich komplett fertig – musste den Berg am Ende auch laufen, weil alle Shuttles, die kamen, schon voll waren… Gerne hätten wir mit Reitern, Presse, Funktionären, Pflegern und allen anderen bei einem Bier oder Wein den Abend gefeiert, leider ging das in Tryon durch die weiten Entfernungen komplett unter. Alle mussten ja mit den Shuttle Bussen oder Mietwagen in die relativ weit entfernten Hotels fahren. Schade eigentlich. Das klappt in Aachen oder Luhmühlen deutlich besser. Vielleicht hätten auch dadurch einige miese Presseberichte im Vorfeld aufgeklärt werden können…
Mein Gelände-Video:
Und eine Frage blieb noch (und ich kann es mir echt nicht verkneifen) – Wo war eigentlich Michael Jung? Anscheinend dort, um seinen polnischen Schüler Pawel Spisak zu unterstützen, aber bei der deutschen Mannschaft hab ich ihn nicht ein einziges Mal gesehen – überhaupt hab ich ihn noch gar nicht gesehen. Schon seltsam, da ich mittlerweile doch so ziemlich alle getroffen hatte, zumindest von der deutschen Mannschaft.
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