Juliane Barth
Lüneburger Heide

Ich bin seit ca. 20 Jahren im Pferdesport zuhause, vor allem in der Vielseitigkeit, und habe die ein oder andere Geschichte erlebt. Das bringt mich auch dazu, Euch jetzt in meine Welt der Pferde mitzunehmen. Mein Geld verdiene ich als selbstständiger Creative Producer in der Werbefilmbranche und in der Social Media Welt.

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Turnier

Und dann waren wir plötzlich Zweite

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5. Dezember 2017

Neumünster, 29.10.2017 / Mannschafts L-Springen

Ende Oktober ging es also nochmal nach Neumünster. Durch die Erfahrung bei den VR Classics Anfang des Jahres war ich selbst nicht mehr ganz so nervös, in dieser großen Halle reiten zu dürfen. Auf der anderen Seite wusste ich nicht, was Nessi machen würde, da sie eine solche Atmosphäre noch nie gesehen hat. Die Prüfung war erst abends – als letzte Prüfung des Turniers hatten sie das “Herzschlagfinale” rangehängt, das eigentlich auf der Baltic Horse Show in Kiel stattfinden sollte. Aber da es die seit diesem Jahr aus finanziellen Gründen leider nicht mehr gibt, hat der Veranstalter in Neumünster sich ein Herz gefasst und einige Prüfungen mit rübergenommen und in sein Programm aufgenommen.

So kam es, dass um 17:30 unser Mannschafts-L als Finale stattfand. Wir waren pünktlich da, um noch ein bisschen Zeit zu haben, denn bei so einem Turnier ist man schon aufgeregt genug und muss sich nicht noch wegen der Zeit stressen. Aber das klappte alles wunderbar.

Direkt vor unserer Prüfung fand ein Junioren-Wettkampf der Mannschaften statt und dadurch war es mega voll in der Abreitehalle. Alles war voller Pferde, die entweder warteten oder noch ein bisschen abritten oder ihre Mannschaftskollegen sehen wollten. Dadurch war die ganze Stimmung sehr aufgeheizt, als wir zum Abreiten kamen und ich war froh, dass Nessi so entspannt ist. Viele Pferde, viele Menschen, warme Halle. Alles soweit kein Problem – wir drehten erstmal unsere Runden im Schritt und guckten uns alles in Ruhe an.

Zum Abgehen und Coachen hatten wir wieder Tim angefragt / angebettelt / bestellt (ihr könnt euch jetzt ein Wort aussuchen), der trotz eigenem Turnier den Weg auf sich nahm, mich zu unterstützen! Es geht dabei weniger darum, dass ich nicht selbst ein L-Springen abgehen kann und dann auch noch weiß, wo es langgeht, sondern vielmehr um die Ruhe, die er hat, dass ich mich nur noch aufs Reiten konzentrieren muss und er sagt mir den Rest. Ich verlasse mich da total auf ihn. Wenn er sagt, das geht, dann geht das auch. Beim Abgehen entdeckten wir einen möglichen Weg zum Abkürzen. Schließlich ging es um Fehler-Zeit und ein bisschen ehrgeizig sind wir ja 😉 Ich musste es allerdings spontan entscheiden, ob der Weg mit Nessi machbar war oder eher nicht, denn das kam total auf ihr Tempo und mein Gefühl an. Wenn sie bis dahin super wäre und ich ein gutes Gefühl beim Wenden hätte, dann könnte ich auch vorne rum. Es war keine Kamikaze-Wendung, sondern immernoch genug Platz zum nächsten, aber man musste im Fluss bleiben.

Ich hatte mir alles genau angeschaut und war sicher mit dem Kurs. Ich fands auch nicht zu schwer, es war fair gebaut und die Linien gut zu reiten. Beim Abspringen benahm sich Nessi sehr gut, obwohl es immernoch schwer war, die Wege zwischen den ganzen Pferden in der vollen Abreitehalle zu finden. Beim Oxer machte Nessi einmal einen Fehler und sprang danach nur noch mehr in die Höhe.

Und los gings in die Halle. Ich muss zugeben und dabei Tim zustimmen: Die Holstein Masters haben natürlich von der Atmopshäre nicht viel mit den VR Classics zu tun. Da bebt die Halle deutlich mehr. Aber mir war das nur recht, wenn Nessi noch nicht in den “Hexenkessel” muss wie Alani. Ich glaube, sie ist nicht so ein Showman wie er. Ich kam rein und wir hatten glücklicherweise immer einen Reiter Zeit, die Pferde drinnen vertraut zu machen. Das war für Nessi ganz gut, dass ich erstmal 2min rumreiten konnte und nicht gleich anfangen musste.

Beide Mannschaftsreiter vor mir waren schon Null. Das hieß für mich eigentlich Entspannung, weil nach mir kam noch ein starker Reiter, der ziemlich sicher Null reiten würde und es hing nicht alles von mir ab. Trotzdem will ich ja immer gut sein. Ich nahm also schon guten Galopp bei Start auf und fing an. Ich kam dadurch in einen super Rythmus, Nessi machte es mir leicht, weil sie mal wieder vom feinsten sprang. 1,2,3 waren daher kein Problem. Zu 4 wollte ich früh an die Bande, damit ich nicht zu viel Drall nach innen kriege, was auch gut klappte und so kam ich auch gut in die Distanz und die 4 Galoppsprünge passten trotz Nessis großer Übersetzung wunderbar hin. Danach machte ich den kurzen Turn (das Gefühl war fabelhaft und ich dachte, ich riskiere es), ritt die Wendung zwar nicht ganz im Fluss (ein Galoppsprung weniger hätte es auch getan), kam aber dafür gut über den Oxer und konnte gleich weiter wenden in die Kombination. Erst gerade machen, dann rein, auch das klappte wunderbar. Dann hatte ich leider Außengalopp, kriegte den Wechsel auch nicht so recht hin und dachte nur “einfach weiter galoppieren jetzt, Fluss erhalten” und kam dadurch etwas groß über den nächsten, was mir die Distanz zum Oxer auf langer gebogener Linie etwas schwer machte. Aber auch da reagierte Nessi fabelhaft und nahm sich zum Schluss noch sehr schön auf. Nun kam nur noch einer. Bisher Null. Nerven behalten. Um die Wendung, ich sah die Distanz und rüber: JUHUUU – auch ein Nuller !!!

Ich war soooo stolz auf die Maus. Das war echt bombastisch. Wie sie angegriffen hat, sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Wirklich toll. Die hat Nerven aus Drahtseilen.

Draußen traf ich Yvonne, eine Mitstreiterin aus meiner Mannschaft und wir bangten bis zum Schluss zusammen vor dem Übertragungsbildschirm. Unser 4.Reiter war auch Null und damit war klar, dass wir ins Stechen mussten. Ich wusste bis dato noch garnicht, dass es sowas geben würde. Einer aus der Mannschaft musste also nochmal Stechen reiten. Ich wollte ehrlich gesagt nicht (kann ja nur schlechter werden.. :D), aber Hauke bot sich an, der ist eh der schnellste Reiter von uns und damit auch die beste Wahl.

Beim Stechen standen wir weiter vor dem Bildschirm. Hier und da fiel eine Stange. Hauke war schnell und Null. Damit waren wir schonmal richtig richtig gut. Und dann kam die letzte Reiterin. Und die war wirklich wirklich schnell. Und Null! Damit waren wir Zweite!! Unverhofft und irgendwie plötzlich waren wir echt auf dem zweiten Platz. Supercoole Team-Leistung, alle hatten tolle Runden gedreht und wir eine wunderhübsche Schleife am Kopf.

Und es gab einen außergewöhnlichen Preis: Einen Springlehrgang bei Heinz Soltau haben wir gewonnen!

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